„Roma Nova“ – das Artwork!

Der Weg zu den Space-Römern nahm einen Umweg über Aventurien: Als 2012 mein Zweiteiler „Herr der Legionen / Herrin des Schwarms“ erschien, erhielt ich eine Mail von einem Filmproduzenten aus München, nennen wir ihn Philip 😉, der mich fragte, ob ich zu seiner Idee einen Roman würde schreiben wollen. Er hätte als (Zitat) „alter DSAler“ die beiden Dunkle-Zeiten-Romane gelesen, und das wäre von der Stimmung her genau, was ihm vorschwebe, nur eben als Science-Fiction. Er habe außerdem schon Concept Art anfertigen lassen, und zwar von Ulrich Zeidler, der „damals“ schon an großen Filmprojekten mitgearbeitet hat, und der seitdem bis zu „Game of Thrones“ und „Ready Player One“ vorgedrungen ist. Ulrich hatte eine Mappe mit einigen Bildern zur Welt und zu den Charakteren, die Philip vorschwebten, angefertigt. Als ich dann zusagte und zu schreiben begann, habe ich noch drei weitere, stärker ausgearbeitete Concept Artworks zu konkreten Szenen erhalten.

Schon als ich die ersten Bilder gesehen hab, war mir klar: Egal, ob daraus ein Film wird, ein Buch oder nur ein in der Schublade verstaubendes Manuskript – das muss ich auf jeden Fall machen! Philip hatte ein Grundgerüst an Ideen: Rom ist keine Stadt, sondern ein ganzer Planet – es ist keine Geschichte, die die römische Antike in die Zukunft fortschreibt, also keine Alternative-History à la „Was wäre, wenn Rom nie gefallen wäre?“, sondern es ist die römische Antike als Science-Fiction-Setting. Es kommen historische Figuren vor, die Dinge tun, die sie auch in der römischen Antike getan haben (konkret handelt es sich etwa um 70 v.Chr.). Sie verfügen allerdings über Raumschiffe und Social Media. Die Raumschiffe wurden dabei von Philip und Ulrich so designed, dass sie keine SF-typischen Waffen haben – trotz aller Technologie sind die Waffen den römischen Waffen sehr ähnlich, und so „arbeiten“ die römischen Raumschiffe mit bislang beinahe unschlagbarer Schildtechnologie und Rammspornen, was im luftleeren Raum ja nicht die uneffektivste Methode ist. 😉

Ein paar inhaltliche Vorgaben gab es für mich auch: Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der Spartacus-Aufstand, die Protagonist*innen sind die Tochter eines Patriziers, der sowohl in Weltraumexpansion als auch in Gladiatoren investiert, und ein junger Sklave, der neu in den Ludus, also die Gladiatorenschule kommt. Ach ja, und Spoiler: Eine Liebesgeschichte sollte es auch geben.

Da der Auftrag aus dem Filmbusiness kam, nahm die Geschichte auch eher als Serie in meinem Kopf Form an – das Buch bildet dabei so etwas wie eine in sich abgeschlossene Staffel. Mein Ziel war es, möglichst visuell zu sein, die Bilder zu vermitteln, die wir beim Planen und Konzeptionieren im Kopf hatten. Es gibt schnelle Schnitte zwischen den Szenen und Schauplätzen. Es gibt Sex, Gewalt und saftiges Gefluche, weil sich das nun mal so gehört, wenn man über Rom schreibt. Man erinnere sich daran, dass im alten Rom letztlich an jeder zweiten Wand Peniswitz-Graffiti zu lesen waren. 😉

Nicht nur, aber auch aufgrund der Peniswitz-Graffiti hab ich oft den Eindruck, unsere Gesellschaft steht der römischen Antike näher als zum Beispiel dem Mittelalter. Ich meine das gar nicht kulturpessimistisch oder abwertend; letztlich war es einfach naheliegend, die Römer ins Weltall zu verfrachten und anzunehmen, dass Gladiatorenkämpfe halt auch nur eine Art blutige Topmodel-Show sind. Gleichzeitig unterscheiden sich die Römer in „Roma Nova“ von unserer Gesellschaft in vielen wesentlichen Punkten: Die Stellung der Frau, das Dasein als Sklave, die Vererbbarkeit von Privilegien und der feste Glaube daran, dass diese Privilegien göttergegeben sind – das sind archaische Aspekte der römischen Gesellschaft, die wir zum Glück zumindest zum Teil hinter uns gelassen haben. Die Science-fiction kehrt jedoch nicht selten dazu zurück – die Patrizier in „Das Unsterblichkeitsprogramm“, die Häuser in „Dune“, die Monarchien in „Die linke Hand der Dunkelheit“ – das Patriarchat stirbt nur langsam, die Märchen der Zukunft greifen Motive der Vergangenheit auf.

Viel Spaß mit Ulrichs Artwork – wer mehr von ihm sehen möchte, kann hier seine Website besuchen!

nur echt mit echtem Fell: der römische Signifer!
Crixus ist Gallier. Und hat schon einige Teile an die Arena verloren.
Oenomaus ist Halbsatyr und außerdem ein wenig halbseiden
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… und wie man sie einsetzt